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Der
perfekte Job! Es gebe ihn - heißt es immer wieder aus der
Familie und dem Umfeld - den einen Beruf, der das Beste für dich
ist. Unsinn - viel wichtiger ist es, sich klug zu erforschen! Geht
das aber in so jungen Jahren, wenn man noch keine 18 ist, wenn man
den Kopf voll hat vom anderen Geschlecht, wenn die Freizeit und
der Spaß wichtiger sind? Wie soll ich wissen, was ich lernen soll?
Ich habe keine Ahnung, keine Erfahrungen und außerdem ist das
„Hotel Mama“ doch ideal.
Heute gibt es das Internet mit
seinen vielen Angeboten, die Berufsberater der Agentur für Arbeit,
die in die Schulen kommen und Angebote und Informationen geben,
Schnupperpraktika, in den man sich noch während der Schulzeit
ausprobieren kann und manches mehr. Der Jugendliche fragt heute:
„Was kann ich in dem Beruf verdienen?“ Und erst dann entscheidet
er sich. Er kann NEIN sagen, nach Höherem streben und bekommt oft
sogar eine Chance. Wenn der junge Mann oder die junge Frau sich
dann entschieden und innerhalb der Probezeit keinen Bock mehr hat,
kann er/sie die Ausbildung einfach ohne Begründung abbrechen und
sich anderweitig neu beweisen. Die Jugend heute hat‘s so gesehen
schon recht einfach. Sicher sind die schulischen Leistungen eine
feste Grundlage, wobei aber potenzielle Ausbildungsbetriebe
oftmals darüber hinwegsehen und dann sehr viel investieren, die
Azubis auf die Prüfung und den Beruf vorzubereiten.
Und wie
war es früher? Kein Bock, keine Ahnung, wie eben heute auch. Nur
die Eltern haben darauf gedrückt, dass man sich entscheiden
sollte. Und dann hat man sich entschieden, oftmals für irgendeinen
Beruf. Hatte man kein Hobby, welches sich zu einem Beruf erweitern
lies, hatte man oftmals den Beruf eines Elternteils oder der
Großeltern gewählt. Der Rest passierte dann von allein.
Lernen zwei sich kennen, stoßen sie sehr bald auf die Frage: "Was
machst du beruflich?" Die Antwort ist allgemein gesehen sehr
interessant, weil sie erzählt, was ein Mensch mit seinem Leben
anstellt oder angestellt hat. Die Art, wie die Antwort überliefert
wird, gibt allerdings einen Hinweis darauf, wie zufrieden ein
Mensch mit sich ist. Unsere Lebenszufriedenheit hängt mit unserer
Jobzufriedenheit zusammen.
Es gibt nicht den einen Job, die
eine Aufgabe, die einen Menschen ein Leben lang komplettiert. So
wie die „Liebe des Lebens“ sich auch auf ein anderes Level heben
lässt oder sich gar neu orientieren kann, starten manche Menschen
auch in bestimmten Zeitabständen neue berufliche Phasen. Warum?
Weil sie denken, noch nicht den richtigen Beruf gefunden zu haben,
von den Eltern zu einem Beruf gedrängt worden zu sein, weil sie
„mehr“ aus sich machen wollen, weil für sie das Lernen einfach zum
Leben gehört oder einfach weil die gesellschaftlichen Umstände es
einfach erzwingen. Der Mensch ist im Allgemeinen träge und übt
seinen Job nur noch aus Gewohnheit aus. Manchmal braucht man aber
auch einen äußeren Anstoß, einen Schubs, um sich zu verändern.
Veränderungen können durchaus ein AUF oder AB mit sich bringen.
Man muss nur in der Lage sein, auch seine Bedürfnisse anzupassen.
Der Brite Paul Graham ist gelernter Programmierer und fördert
heute Unternehmensgründer. Nebenbei schreibt er in seinem Blog
Essays, die viele Leser finden. Eines heißt "How to Do What You
Love". Darin beschreibt Graham, dass die meisten Menschen sich ihr
Leben lang schwertun, eine Arbeit zu finden, die sie mögen. Die
Reise in die Selbstverwirklichung ist hindernisreich. Für eine
solche Reise muss ein Mensch neugierig auf sich selbst sein. Er
muss sich viele Fragen stellen, immer wieder. Außerdem muss er
Rückschläge aushalten. Die meisten Menschen können das nicht
besonders gut.
Viele, die erfolgreich sind, haben keine
lineare Fahrt ins Glück hinter sich. Steve Jobs, Mitbegründer der
Apple Inc. und genialer Kopf der Computerindustrie, hat mal in
einer Rede gesagt, dass das Leben ohnehin erst im Rückspiegel Sinn
ergebe: So sieht man erst, welche Niederlage am Ende doch eine
Hilfe war. Niemand weiß, was es für jeden Einzelnen braucht, um da
anzukommen, wo er hingehört. Es gibt stets nur Hinweise und viele
Fragen.
Der Autor Daniel Pink formulierte drei Fragen, mit
denen jeder prüfen kann, ob er im richtigen Job gelandet ist:
Mache ich etwas Sinnhaftes? Kann ich mich in dem, was ich tue,
verbessern? Arbeite ich einigermaßen selbstbestimmt? Wer diese
drei Fragen mit Ja beantwortet, dem dürfte es in seinem Job schon
mal nicht allzu schlechtgehen, glaubt Pink.
Und warum
schreibe ich das alles? Weil ich aus dem Rückblick meines
beruflichen Lebens viele dieser Etappen durchlaufen habe und jedem
Mut machen möchte, sich ständig zu hinterfragen und einen (seinen)
Weg zu gehen, auch wenn er nicht gerade ist.
Ich selbst
habe die 8. Klasse verlassen und den Beruf eines Elektromonteurs
erlernt, habe in den Folgejahren die Mittlere Reife und das Abitur
nachgeholt, an der
heutigen Universität „Otto von Guericke“ im Fachbereich
Elektrotechnik mein Diplom abgelegt und habe dann über den Weg
eines Programmierers den Job eines Abteilungsleiters in einem
größeren Rechenzentrum bekommen. Aufgrund der sich rasant
ändernden Rechentechnik wäre das eine lebenslange und interessante
Aufgabe gewesen, wäre nicht die Gesellschaft der DDR nach der
sogenannten Wende zusammengebrochen und hätten nicht die neuen
Bosse vieles, um nicht zu sagen alles, verändert. Nach einer
kurzen Neuorientierung habe ich mich entschlossen, anderen
Menschen als Ausbilder zu helfen und tue das noch immer mit
Überzeugung und dem ständigen Druck selbst Neues zu erlernen, was
ich dann am nächsten Tag lehren kann. Ich war in meinem ganzen
Arbeitsleben nur 7 Monate auf der Suche nach Arbeit bzw. auf der
Suche nach einem neuen Job.
Wie sagt der Volksmund: „Wenn
sich eine Tür schließt, öffnet sich eine andere; aber wir sehen
meist so lange mit Bedauern auf die geschlossene Tür, dass wir
die, die sich für uns geöffnet hat, nicht sehen.“
Denken
Sie daran, dass erfüllte Wünsche nur Stillstand bedeuten. Solange
wir leben, müssen wir unterwegs bleiben. Und deswegen entwickeln
wir uns als Individuum und als Gesellschaft stets weiter.
Jeder kennt auch noch eine andere schlichte Wahrheit aus dem
täglichen Leben und es ist nichts einleuchtender als diese
Tatsache: "So wie sich die Erde um die Sonne dreht, gibt es mal
hier und mal da einen Schatten oder auch Dunkelheit." „Wo
viel Licht ist, ist auch starker
Schatten“, lies
schon Goethe den Herrn Götz von Berlichingen sagen.
Der
Schatten ist also als der Preis, den man zu zahlen hat, wenn man
im Licht steht oder stehen möchte. Oder, „Wo es das Gute gibt,
gibt es auch das Schlechte“, sagt ein anderes Sprichwort. Gerade
im Sommer weiß man aber auch, wie wohltuend der Schatten sein
kann, wie glücklich ein schattiges Plätzchen macht.
Also ist der beste Job
immer mit Dingen verbunden, die einem persönlich nicht gefallen.
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